Steve J. Allens Debut-Album „Wreck the Place“, das 2014 bei Righteous Anger Records / Labelship erschienen ist, war geprägt von dem rebellischen und kritischen Punk-Spirit, mit dem Steve J. Allen groß geworden ist. Aufgewachsen im englische Peterborough, wo er bereits als Teenager mit diversen Punkbands tourte.
Mit dem aktuellen Album „Contrast“ schafft Steve J. Allen den Spagat weg von den Erwartungen anderer. Allen sagt von sich selbst, dass er es immer schwer gefunden hat, seine Musik einordnen zu müssen. So wollte er doch nur er selbst sein und das spielen, was in seinem Leben gerade Einfluss auf seine Emotionen genommen hat.
Auf seinem neuem Album „Contrast“ ist ihm das in wundervoller Weise gelungen. Geblieben ist die Energie des Punk. Dazu gekommen ist ein umfangreicheres Paket an Gefühlen, textlichen Ideen und musikalischen Einflüssen.
„Contrast“ entstand über mehrere Jahre und ist eine Compilation, die Allens fast gesamte Schaffenszeit umfasst. So schrieb er „No Time” und „Slap in the Face” zu Beginn seiner Karriere als Songwriter, andere Songs kamen aus den „Wreck the Place“-Sessions hervor.
Mit Thomas Lebioda von Studio III Recordings hat Allen einen Producer gefunden, mit dem er perfekt zu harmonieren scheint. „Wir sind auf der gleichen Wellenlänge, wir vertrauen uns und ich respektiere Tommy als Musiker und Produzenten.“ Auf Contrast wird deutlich, dass Allen alle Freiheiten, die er benötigt, von seinem Produzenten bekommen hat. Thomas Lebioda versucht nicht mit allen Mittel, Allen im Folk-Punk-Genre zu verankern.
Das Album beginnt mit „Outlaw“. Ein ungewöhnlicher Opener. Eine Art Speed-Country, das Erwartungen schürt und einen erst mal atemlos zurücklässt. Mit diesen Erwartungen spielt „The Anchor“. Kommt das Stück doch plötzlich mit gesampelten Schreibmaschinen und experimenteller Instrumentierung rüber. Meine ersten Gedanken gingen an Ed Sheeran und seinem neuen Foot-Looper-Spielzeug. Aber nur so lange, bis Allen sich den Song zu eigen macht. Hier zeigt er dem Hörer: „Ich mach, was ich will, und vor allem entscheide ich, wann“.
Mit „Lotus Eater“ folgt ein etwas ruhigerer Acoustic-Track. Nicht mein Lieblingsstück, aber ein schöner Übergang zu „No Time“. Im Stile der Pogues geht mal wieder die Post ab. Four-to-the-Floor-Rhythmus und eine exzellente Mundharmonika. Mehr braucht es nicht für einen netten Abend im Pub.
„Old Friend“ ist die erste Singleauskopplung. Gehalten im Country-Shuffle inklusive Erster-Klasse-Ticket an die Westküste. Der Song treibt so dermaßen, dass es einem nicht mehr auf den Sitzen hält.
Aber dann kommt sie wieder die Keule direkt zwischen die Ohren des Betrachters. „Mystery Interlude II“. Der Name sagt schon alles. Und Allen bleibt seinem roten Faden treu. Bloß keine Erwartungen schüren. Genau dann, wenn man das Gefühl hat, Allen verstanden zu haben, folgt die elektronische Pausenmusik „Mystery Interlude II“, die man in Richtung Kraftwerk einordnen könnten. Aber da wären wir wieder beim Einordnen. Wollten wir nicht machen, bleiben wir also dabei.
„For Joe“ geht wieder nach vorn los, obwohl Allen sich hier mit dem frühen Tod eines Freundes auseinandersetzt. Auf „For Joe“ ist Allen nach eigener Aussage besonders stolz, betont der Song für ihn den positiven Einfluss, den man als Individuum auf seine Mitmenschen haben kann, wenn man respektvoll mit ihnen umgeht.
„Slap in the Face“, „Indistinct Chatter“ und „Means to an End“ finden ihre Einflüsse im Akustik-Indie-Rock der 90er. Gegen Ende wird das Ganze noch etwas härter, krachiger und elektronischer.
Aber „Other World“ schafft es zum Abschluss, das Album friedlich abzurunden. Es wirkt versöhnend. Allen schafft es am Ende, dem gesamten Werk Platz zum Atmen und Reflektieren zu geben. Und vor allem macht es Lust, das Album gleich noch mal von vorn zu hören.
„Contrast“ ist bei dem Independent Plattenlabel „Studio III Recordings“ erschienen, das im englischen Sheffield ansässig ist.
Nach dem Hören der Vinylpressung wird deutlich, der Schwerpunkt des Labels liegt auf einer hochwertigen Qualität der Schallplatte. Die Lackschnitte für Vinyl sind dabei nicht vom Digital-Master angefertigt, sondern mit viel Sorgfalt von dem großartigen Cutter Noel Summerville in London angefertigt. Auf allen Produktionslevels scheint die höchste analoge Qualität eingehalten worden zu sein. Die Klangresultate sind dem Medium optimal angepasst und hörbar unterschiedlich.
Weitere Infos: www.studiothreerecordings.com